Heute Morgen gelingt es mir, Nils an
die Strippe zu bekommen. Aber seine erste Frage ist, ob ich weiß, wie spät
es ist. ‚Natürlich, kurz nach 07.00 Uhr, es ist ca. 30 ° warm, und wir haben
schon gefrühstückt!’ Seine Antwort: ‚Hier ist es kurz vor Mitternacht – und
wir hatten schon Frost’. Die Aussage ‚wir hatten schon Frost’ löst bei allen
schallendes Gelächter aus, wir können es uns nicht vorstellen.
Heute fahren wir wieder auf dem
Stuart Highway. Es geht in den Litchfield Nationalpark. Der Litchfield Park
ist so etwas sie das tropische Bäderland des Top End. Die Pools sind zu 90 %
krokodilfrei.
Michi war heute Morgen wieder als
erste mit dem Zeltabbau fertig. Und – zum dritten Mal hintereinander –
wandert das Frühstücksnutella direkt in den Mund. Wir hatten sie oft
gehänselt, wenn ihr das Nutella bis an die Ohren ging.
Die kurze Fahrt bis Pine Creek
verschlafe ich fast ganz. Wir gehen gleich in ein kleines nettes Café und
buchen unseren täglichen Milchshake. Das Café ist mit Filmplakaten und
Starfiguren dekoriert und Aborigines-Artikel werden zum Kauf angeboten. Aber
für uns ist nicht so das Richtige dabei.
Die Landschaft verändert sich mal
wieder. Es wird insgesamt grüner. Heute heißt es zum letzten Mal Zelte
aufbauen. Wieder ist ein Buschcamp angesagt. Klare Order von Bruno, im
Dunkeln nur mit Taschenlampe zur Toilette zu gehen. Beim letzten Mal hatte
es sich eine 3 m lange Schlange unter der Spüle gemütlich gemacht. Aber noch
ist ja kein Abend.

Termiten-‚Berge’
Auf der Fahrt zu unserem Camp halten
wir zuerst bei den Magnetic Termits, riesigen Termitenhügeln von bis zu 6 m
Höhe. Es gibt ca. 15.000 verschiedene Arten von Termiten, fast alle sind in
der Lage, ihre Bauten täglich um 20 cm höher werden zu lassen. Schon
beeindruckend. Termiten sind nachtaktive Tiere und sie haben keine
natürlichen Feinde. Ihre Bauten haben unterschiedliche Bauformen, die von
innen ein Belüftungssystem haben. Aus der Ferne sehen die Bauten wie
gesichtslose Figuren aus.
Nachdem wir unseren Zeltplatz
gefunden haben und alle Zelte stehen, geht’s nach Lost City. Die Piste dahin
erfordert mal wieder Bruno’s ganze Aufmerksamkeit. Sogar der Trailer wird
abgehangen, das Mitnehmen wäre zu schwierig. Lost City ist ein hübsches
Sandsteinlabyrinth, das die Erosion geformt hat. Die Steinformationen sehen
wie Ruinen aus, erinnern teilweise an die Felsblöcke der Inkas. Verschiedene
‚Skulpturen’ ähneln den Moari auf den Osterinseln. Uns fallen auch zwei
Steine auf, die aussehen wie ein sich küssendes Paar.

Lost City – knutschende Felsen
Weiter fahren wir zum Tolmer
Wasserfall, der etwa 100 tief über die Felsen stürzt. Aber man kann nur von
einer Aussichtsterrasse den Blick schweifen lassen. Baden kann man hier
nicht.
Baden dürfen wir erst an den
Florence Falls fast direkt an unserem Buschcamp. Aber alles Schöne muss
verdient werden, es geht 135 Holzstufen und noch 20 Steinstufen runter.
Die Belohnung ist ein schöner (was auch sonst) Pool mit 2 Wasserfällen.
Schade, dass bei vielen Pools der Boden mit großen Gesteinsbrocken übersät
ist, aber es sind ja Naturpools. Dafür kann man aber auf den großen
Felsen im See wunderbar sitzen. Ich schaffe es nicht, mich am Wasserfall
hochzuziehen und auf eine Steinstufe zu setzen. Aber auch so macht es Spaß.
Auch deshalb, weil zum ersten mal seit 3 Wochen das Wasser kühl ist. Ich
merke, dass ich sogar noch frieren kann, habe sogar Gänsehaut.

Florence Falls
Im Camp bereitet Jürgen unter der
Assistenz von Heinz und Irene das Abendessen vor.
Anschließend ‚basteln’ wir noch das
Abschiedsgeschenk für Bruno. Es war schon beeindruckend, wie seine weiße
Unterhose vom Outbacksand einen leichten rosa Touch bekam. Deshalb hat Michi
einen leuchtend rosa Slip besorgt. Hinten drauf schreibt sie den Spruch:
Es war einmal ein weißer Slip,
der ging auf eine Reise mit.
Und als ne Wäsche fällig war,
da war dem Slip auf einmal klar:
Der Outbacksand ist rot – und treu,
der Slip sah nicht mehr aus wie neu.
Und so fährt jetzt auf Schritt und Tritt,
ein rosa Slip mit Bruno mit.
Dazu noch ‚Danke Bruno’ und alle
Unterschriften. Die Geldscheine werden gefaltet und vorn am Slip an mehreren
roten Kordeln angenäht. Sieht Klasse aus. Bis zum Abendessen sind wir gerade
fertig.
Jürgen ist heute schwer in Aktion.
Er brät Rindersteaks und Lammkotelett. Dazu 2 riesige Schüsseln frischer
Salat und wieder Nachtisch. Lecker.
Aber dann tut sich gar nichts.
Keiner steht auf, um zum Spülen zu gehen. Alle denken wohl an die Schlange,
die beim letzten Mal unter der Spüle lag. Doch dann nehmen Irene, Heidi und
ich die Taschenlampen und Friedel als männlichen Schutz und wagen den
Abwasch. Nichts zu sehen, vielleicht wollte Bruno uns auch nur ängstigen.
Der Abend steht für mich unter
dem Motto ‚nicht viel trinken ‚, damit ich in der Nacht nicht raus muss. Die
Schlange vor ein paar Tagen hat mir gereicht. Die Wildschweine, die hier im
Park sind, machen mir dagegen keine Angst.
Wir haben mal wieder viel Spaß.
Bruno will duschen und Silke will ihm die Taschenlampe leihen. Bruno sagt,
er brauche aber jemand, der ihm die Lampe hält. Michi: ‚Dann muss er die
Taschen-Schlampe mitnehmen’. Und wie jeden Abend muss auch heute wieder
Jürgen dran glauben, aber er hält es aus, ich glaube sogar, es macht ihm
Spaß.

Abendstimmung im Litchfield NP
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