Die Nacht ist ziemlich stürmisch.
Teilweise habe ich das Gefühl, das Zelt macht sich selbständig. Es wird wohl
nur durch unser Gewicht und das Gepäck am Fliegen gehindert.
Den Weckruf übernehmen heute Morgen
die Gallahs. Weiterschlafen bei dem Geschrei einfach unmöglich. Also sind
wir wieder früh startklar.
Nach einem Tankstopp geht es
heute erst mal wieder in den Kalbarri Nationalpark. Da es sich auf der
welligen Sandpiste nicht gut fährt wird der Vorschrift entsprochen und der
Hänger abgekuppelt; er muss auf dem Parkplatz auf unsere Rückkehr warten.
Wir fahren zu der Schlucht, die der
Murchison River im Laufe der Zeit in den Sandstein gefressen hat. Zuerst
geht es zum Aussichtspunkt The Loop mit der Hauptattraktion des Parks, das
Nature’s Window, ein Fenster im roten Sandstein, durch das man einen schönen
Blick auf den Fluss hat.

Blick durch das Natures window auf
den Murchison River
Als mir der Weg zu gefährlich wird,
schaue ich mir lieber vor der kleinen Holzbank die zu den ältesten Fußspuren
der Welt gehörenden Abdrücke an, die mich jedoch eher an eine Reifenspur
erinnern.
An einem anderen Aussichtspunkt, dem
Z-Bend kann man tief in die Schlucht hineinschauen, in die der Murchison
River seine Schleife eingegraben hat.
Auf dem Rückweg nehmen wir
unseren Anhänger natürlich wieder mit, der Inhalt ist zu kostbar. Knapp 400
km stehen heute noch auf dem Programm.
Gestern Abend hatte ich mit
Jürgen eine kleine Diskussion über Schlangen (nicht über die Blonden). Man
schien Jürgen ziemlich heiß gemacht zu haben in Bezug auf Gefährlichkeit,
hinter jedem Busch usw. usw. Ich habe versucht, Jürgen zu beruhigen. Aber so
recht glauben wollte er es mir nicht.
Bruno greift das Thema heute
nochmals auf und er hat es geschafft, Jürgen doch zu beruhigen. Heidi ist
übrigens als einzige (kein Wunder, lebt sie doch in Australien) aus der
Gruppe von einer Schlange gebissen worden. Sie hatte mit der Fußspitze nach
der Schlange gekickt, weil sie dachte, es sei ein Ast. Wie sich dann
herausstellte, war es eine Deathotter (Todesotter). Die Bisse der Todesotter
sollen tödlich sein. Es war aber wohl nur eine Warnung der Schlange ‚dies
ist mein Revier, verschwinde’. Die Schlange hatte wohl kein Gift injiziert,
so dass Heidi im Krankenhaus noch nicht einmal ein Gegenmittel gespritzt
werden musste.
Ich selbst habe auf meinen
Urlaubsreisen bisher dreimal eine Schlange in freier Natur gesehen. Bei
vernünftigem Verhalten des Menschen gehen solche Begegnungen in der Regel
harmlos aus.
Rechts und links des Highways
wird der Sand allmählich roter, die Sonne scheint auch kräftiger, am Himmel
ist keine Wolke zu sehen. Ob wir uns in den nächsten Wochen wohl nach der
Kühle der ersten Tage zurücksehnen werden?
Auf den letzten 10 km
Nord-West-Coast-Highway liegen etwa ein Dutzend überfahrene Kängurus am
Straßenrand, eine Aussage über den Kängurureichtum hier oben. Auch einige
Emus können wir sehen, von denen manche todesmutig über die Straße sprinten.

Stromatolithen
Den nächsten Stopp machen wir bei
den Stromatolithen, auf die besonders Claudia gespannt ist. Diese
Stromatolithen gelten als die ältesten Lebewesen der Welt. Aber die
unbeweglichen, wie Steine aussehenden Stromatolithen bieten keinen wirklich
atemberaubenden Anblick. Es könnten ebenso gut Klumpen von einem Ölunfall
sein. Da keine Flut ist, können wir auch nicht beobachten, wie die
Stromatolithen ‚atmen’, d.h., der freigesetzte Sauerstoff in Bläschen an die
Oberfläche steigt.
Aber dann passiert doch noch etwas
Unvorhergesehenes. Silke stößt an ihre Kameratasche und diese fällt vom Steg
ins Wasser, genau zwischen die Stromatolithen. Was tun? Die Männer wissen
Rat. Michi, als größte der Frauen, wird an den Füßen festgehalten und mit
dem Kopf voran über das Wasser gehalten. Und, sie kann die Kameratasche
fassen. Alle sind von diesem Vorgang so fasziniert, dass keiner ein Foto
schießt.
Danach geht’s zur Shell Beach, ein
breiter Strand aus Milliarden winziger, weißer Muscheln.

Shell beach
Seit tausenden von Jahren haben Wind
und Wellen diese leeren Muscheln ans Ufer getragen. Hier haben sie sich
teilweise bis zu einer 10 m tiefen Schicht angesammelt. Regen hat zu einer
Zementierung der Muschelschichten geführt, und da es in dieser Gegend an
Baumaterial mangelte, wurden viele Häuser aus Muschelblöcken gebaut, die
entlang des Shell Beach in Steinbrüchen abgebaut wurden.
Weiter geht’s aber der Campingplatz
in Monkey Mia, auf dem wir übernachten wollen, ist schon voll. Also weiter
nach Denham. Irgendwo finden wir noch ein kleines Eckchen und sogar ein
schönes. Nur über die Straße und wir sind am Meer.
Mechtild, Bettina und ich
übernehmen heute wieder die Kochtöpfe. So können Mechtild und ich sofort
nach dem Essen einen wunderschönen Strandspaziergang machen. In der
Dunkelheit sitzen wir noch lange am Wasser, hören dem Rauschen der Wellen zu
und schauen in die Sterne.
Auch auf dem Campingplatz ist das
Rauschen der Wellen noch zu hören. Es wiegt uns in den Schlaf.
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