Die Nach war heiß. Keine Abkühlung.
Alle sind froh, als es Morgen ist und so sind wir mal wieder viel zu früh
dran. Erst geht es wieder ein Stück über die Gipp River Road, dann nach
Kununurra, der zweitgrößten Stadt in den Kimberleys. Wir müssen unbedingt
unsere Vorräte wieder auffüllen, wir haben Bruno fast ‚leergefressen’.
Danach Weiterfahrt zum Lake Argyle. Es sollte der Waran-Tag werden.

Waran
Kurz nach dem Verlassen des
Zeltplatzes sehen wir auf einer Wiese einen großen Waran. Bruno hält, und
Silke und ich schleichen uns bis auf 2 m heran. Der Waran sieht hübsch aus
und ist etwa 1,70 m lang. Als wir ihm zu nahe kommen, setzt er sich in
Bewegung und haut ab. Warane ernähren sich von Kleingetier. Sie können sehr
gut klettern und kommen somit auch an Nestgelege, aus denen sie die Eier
klauen und ausschlürfen.
Kurz darauf wieder zwei Warane,
einer auf der Straße, einer abseits der Straße. Die Kerle sehen sehr witzig
aus beim Laufen. Den Schwanz am Boden, auf den Hinterfüßen laufend, den
Oberkörper hoch aufgerichtet. Und sie legen ein gutes Tempo hin.
Der Bottleshop (nur hier bekommt man
Bier bzw. Alkohol), wird heute am Sonntag erst um 12.00 Uhr geöffnet. Also
haben wir viel Zeit, uns in der Zebra Rock Galerie umzusehen. Hier dreht
sich alles um den rötlich-cremefarbenen Stein, der nur hier abgebaut wird
und zu allerlei Schmuckstücken und Souvenirs verarbeitet wird. Wir schlagen
alle tüchtig zu, selbst im Hinblick auf unser Übergepäck.

Bei der Zebra Rock Gallerie
Wir vertreiben uns auf dem Gelände
der Galerie die Zeit und begrüßen Popeye, einen zahmen Kakadu. Der Pfau
zeigt uns leider nicht sein schönes Rad, so sehr wir auch auf ihn einreden.
Auf einer Wiese hinter der Zebra
Galerie sitzt ein größerer Waran. Der Waran und ein Hund liefern sich
eine wilde Hetzjagd.


Waran
Am See können wir die Fische
füttern, kein Wunder, dass sie so wohlgenährt sind.
Friedel und ich schlendern noch
durch die Obstplantage und an den Frangipaniblüten muss ich auch noch
riechen. Die Mangos sind fast alle noch grün, aber mehrere Grapefruit-Bäume
haben schon reife Früchte. Dazu kommen natürlich Palmen und herrliche
Blütenbäume. Ein schönes Fleckchen Erde.
Claudia ist natürlich wieder im
Wasser, obwohl hier Krokodile leben. Aber die harmlose Art, wie Bruno sagt.
Fast alle haben sich mit Souvenirs
eingedeckt. Schnell noch eine Mango-Milch bevor die Biervorräte in Kununurra
aufgefüllt werden.
Um Kununurra ist durch den Lake
Argyle eine wasserreiche Gegend, so dass hier viele Früchte gedeihen. Ein
Problem ist aber, hier Arbeitskräfte zu bekommen. Ausländer aus dem
Commonwealth, die sich verpflichten, 3 Monate auf einer Ranch beim Obstanbau
oder der Ernte zu helfen, bekommen sofort eine Aufenthaltsgenehmigung für 2
Jahre. Aber Mangos pflücken ist Knochenarbeit. Bruno hat auch schon mal als
Mango-Pflücker gearbeitet und erzählt uns so nebenher, dass viele Obstbäume
mit Hormonen bearbeitet werden, um bessere Früchte zu tragen. Von wegen
Natur pur.
Die Bauern gehen vermehrt dazu
über, Sandelholz anzubauen, dieses wird dann nach Indien exportiert. Es wird
dort für die Leichenverbrennung benötigt. Außerdem wird vermehrt Zuckerrohr
angebaut, da dieses mit Maschinen bearbeitet bzw. geerntet werden kann.
Im Vorbeigehen werden noch schnell
ein paar Mangos geklaut und dann fahren wir zum Lake Argyle.
Auf dem Zeltplatz sind wir die
einzige Gruppe und können uns endlos ausbreiten. Die Saison geht zu Ende.
Nachdem die Zelte stehen (Überzelte sind mal wieder völlig überflüssig) holt
uns ein Bus zur Bootsfahrt ab. Glück, außer unserer Gruppe ist nur noch ein
australisches Pärchen an Bord. Wir haben also viel Platz und können immer
mal wieder die Seite wechseln wenn Greg, unser netter Kapitän, uns etwas
zeigt und erklärt.
Der Lake Argyle ist ein knapp
1.000 km² großer See, der seine Oberfläche bei Hochwasser sogar noch einmal
verdoppelt (der Bodensee hat etwa 538 km²). Es war nur eine 335 m breite und
98 m hohe Staumauer nötig, um den Ord River aufzustauen. Der See wurde 1976
geflutet. Wie Greg erzählt, wurde diese Staumauer ganz aus natürlichen
Materialien gebaut, Lehm, Steine usw. Am Beginn ist der See 42 m tief, sonst
15 m. Eine nahe gelegene Diamantenmine erzeugt hier über ein
30-Megawatt-Kraftwerk eigenen Strom.
In dem See sind eine Farm und
heilige Stätten der Aborigines begraben. Man wollte politisch der dünn
besiedelten Kimberley Region einen wirtschaftlichen Aufschwung geben und
eine Reiskammer Australiens machen. Doch statt Reis bauten die Farmer lieber
Baumwolle an. Aber Baumwolle als Monokultur hatte nicht lange Bestand, da
gefräßige Schädlinge trotz Versprühens unglaublicher Mengen von Insektiziden
der Baumwolle den Garaus machten.
Als erstes zeigt Greg uns in den
Felsen kleine Kängurus, die lustig herumtollen und gar nicht scheu sind.
Aber wir sind auch auch völlig ungefährlich für sie. An einem Stein hängt
die verlassene Haut einer Schlange.

Schlangenhaut
Dann schippern wir zu einer
Stelle, an der wir Süßwasserkrokodile sehen. Diese Tierart hat von der
Entstehung des künstlichen Sees enorm profitiert. Auch hier wird wieder
gesagt, Süßwasserkrokodile sind ungefährlich. Weiter geht es zu einer
Brutstelle für Krokodile, die für die Eiablage besonders geeignet ist. Es
herrschen wohl hervorragende Bedingungen hier und es sollen inzwischen über
30.000 Tiere im Lake Argyle leben.

Krokodil im Lage Argyle
Danach ein weiteres Highlight. Es
geht zu einer Stelle mit Welsen. Der Skipper macht auf dem Wasser mit Brot
ein paar Bewegungen, hin und her. Und die Welse spielen verrückt.
Aufeinander, übereinander, kreuz und quer beginnt eine Schlacht um das
Brotstück. Jürgen kommt mit der Hand bis auf’s Wasser, das gleiche
Spektakel. Sieht aus wie bei Piranhas.
Ich habe auch ein Stück Brot und
lehne mich aus dem Boot. Das gleiche Schauspiel. Wenn die Welse nach meiner
Hand oder meinen Fingern schnappen, zucke ich doch erstmal zurück, wohl aus
Angst vor den nicht vorhandenen Zähnen. So ein Wels dürfte wohl so um die 3
– 4 kg wiegen.
Aber noch interessanter sind die
Schützenfische (wir nennen sie Spuckfische). Ich habe zwar schon davon
gehört, aber so etwas noch nie gesehen. Der Fisch schießt auf seine in der
Uferböschung sitzende Beute mit einem kräftigen Wasserstrahl, bis zu 2 m
weit und ebenso hoch. Die Trefferquote ist enorm hoch und das Insekt fällt
ins Wasser und wird sofort verspeist. Wir halten Brot über das Wasser und
die Fische spucken uns an die Hände und ins Gesicht.
Um die Fische nicht zu verärgern,
lassen wir natürlich nach jedem Treffer ein Stückchen Brot ins Wasser
fallen. Blöde ist nur, der eine Fisch spuckt und der andere frisst ihm das
Brot weg.

Lage Argyle
Auf einer kleinen Insel ein
Schlangenhalsvogel, dann das Nest eines Milans. Das Panorama ist
berauschend. Dazu weit und breit gerade mal zwei kleine Boote zu sehen.
Dann stoppt das Boot. Schwimmzeit.
Es sind nicht alle so begeistert bei der Aussicht, gleich in einem See zu
schwimmen in dem ca. 30.000 Frischwasserkrokodile ihr Zuhause haben. Von
‚nur mal kurz abkühlen’ bis ‚ich bleibe aber immer in der Nähe des Schiffes’
gibt es unterschiedliche Meinungen.
Dann wird es ernst. Die ersten
Mutigen springen von der Reeling in die Fluten. Die weniger Mutigen hangeln
sich die Treppe runter. Das Wasser ist mit 30 ° herrlich angenehm und
erfrischt uns. Bei Sonnenuntergang wird zur Krönung jedem ein Glas
Champagner ins Wasser gereicht. Luxus pur. Kein Gedanke mehr an Krokodile.
Dann kommt auch noch ein schwimmendes Tablett mit Cräckern und Dipp. Wir
lachen viel und haben enormen Spaß. Als Jürgen mit einer Arschbombe ins
Wasser springt, ist Silkes vorher fast leeres Glas plötzlich wieder voll.

Champagner bei Sonnenuntergang

Der Tisch ist auch gedeckt
Auf einmal kommt mein persönliches,
1,90 m großes Krokodil und nimmt mich mit seinen Beinen in die Kneifzange.
Ich schimpfe und fluche unter Lachen, bis ich mich befreien kann, denn ich
kann es auf den Tod nicht ausstehen, unter Wasser gezogen zu werden, und
Angst um meine Brille habe ich auch.
Langsam müssen wir zurück an Bord,
alles Schöne geht einmal zu Ende.

Sonnenuntergang am Lake Argyle
Im Camp gibt es heute kaltes
Abendessen, Salat mit Ei und Tunfisch, dazu exotischer Obstsalat. Claudia,
Bettina, Friedel und ich haben viel zu schnippeln. Ob es Jürgen nicht gut
geht? Die erste Portion Salat isst er ohne sein geliebtes Chilli. Erst beim
Nachschlag fällt ihm auf, dass etwas fehlt.
So nach und nach verkrümeln sich
alle auf die Matte. Es ist eine ruhige Nacht.
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