Trotz der boxenden Kängurus rund um
unser Zelt habe ich heute Nacht sehr gut geschlafen. Werde aber kurz wach,
als ein Wecker klingelt und jemand ‚Scheiße’ sagt, schlafe aber wieder ein.
Jetzt aber hurtig. Die ersten kommen schon von der Frühwanderung zurück,
aber Jürgen weilt noch immer im Land der Träume. Friedel rüttelt an der
Zeltstange: ‚Aufstehen’. Silke hat heute Morgen in der Dusche das Glück und
entdeckt eine Schlange.

Schlange im Duschraum
Jürgen soll heute einem Test
unterzogen werden. Merkt er, wenn im Müsli Chilli ist oder sind seine
Geschmacksnerven inzwischen total ruiniert? Ich lenke ihn ab, mit Technik
natürlich und Michi mischt die Körner unter’s Müsli. Keine Reaktion bei
Jürgen. Hat er bemerkt, was wir getan haben oder schmeckt er wirklich
nichts? Wie er später sagt, hat er es schon bemerkt, wollte uns aber ärgern,
indem er alles mit Todesverachtung gegessen hat.
Nach dem Frühstück haben wir noch
Zeit für einen kleinen Spaziergang oder ein Bad im Fluss. Dann geht’s zum
Einkaufen nach Katherine. Zum letzten Mal werden die Vorräte aufgefüllt.

Endlich – ein Känguru-Schild
Friedel schockt Bettina, als er
sagt, dass es noch ca. 100 Std. bis zum Rückflug sind. Die Zeit rast nur so
dahin.
Der Campingplatz bei den Edith Falls
ist zum Glück mit Bäumen bepflanzt. Zum vorletzten Mal werden die Zelte
aufgebaut. Inzwischen sitzt jeder Handgriff blind.
Bruno will Würstchen heiß machen,
aber viele wollen sie bei der Hitze einfach nur kalt. Dazu gibt es heute
leckeres Baguette, Heidi hat dafür gesorgt, dass es endlich mal gescheites
Brot gibt.

Edith Falls – oberer Pool
Vor 2 Jahren waren wir nur
schnell am oberen Pool relaxen, aber heute haben wir viel Zeit. Es ist ganz
schön heiß. Für heute sind zwischen 40 und 50 ° angesagt. Ich bin dankbar
für jede Wolke, welche sich vor die Sonne schiebt. Als wir oben sind, geht
es sofort rein ins angenehm warme Wasser. Ich versuche, neben, hinter und
unter den Wasserfall zu kommen, was mir auch gelingt. Am Rand des
Wasserfalls ist ein ganz kleines Eckchen zum Sitzen und mir läuft das Wasser
schön auf die Schultern. So lasse ich es mir eine ganze Weile gut gehen. Der
Wasserstand ist dieses Jahr um 1 bis 1 ½ m niedriger als 2004. Nur deshalb
habe auch ich die Chance, an den Wasserfall heranzukommen. Was Manne,
Claudius und Gerd 2004 nicht gelang, mir gelang es. So ändern sich die
Zeiten (Wasserstände).

Am Wasserfall
Mittig des Wasserfalls schaffe
ich es aber nicht, es ist kein Halt zu finden. Also wieder an den Rand. Weil
ich aber Mechtild versprochen habe, mit ihr im unteren Pool zu schwimmen,
mache ich mich auf den Rückweg.
Die Gruppe geht wandern – kurz aber
steil. Da ich meine Toilettengänge aber heute etwas häufiger und schneller
erledigen muss und nicht weiß, ob Michi’s Tabletten gut wirken, ziehe ich es
vor, am unteren Pool zu bleiben. Und einer muss ja auch auf Bruno aufpassen.
Gelingt mir aber nicht, er springt nur kurz ins Wasser und ist dann
verschwungen. Wahrscheinlich muss er sich auch mal von uns erholen. Ich
schwimme, das Wasser ist angenehm warm, nur an manchen Stellen etwas kühler,
sitze in der Sonne und im Schatten und lese.
Mechtild und ich gehen schwimmen.
Der riesige Pool hat wohl einen Durchmesser von 300 m. Am Ende ein kleiner
aber feiner Wasserfall. Wir nehmen uns Zeit und schwimmen in aller Ruhe bis
zum Wasserfall. Hier und da gibt es am Felsen etwas Halt für Hände und Füße.
Wir verbringen hier einige Zeit, denn das Wasser ist hier entschieden kühler
als an den anderen Stellen. Oh, wie ist das schön.

Edith Falls – unterer Pool
Die Wasserratten Bettina und
Claudia gesellen sich zu uns und wir tratschen ein wenig. Die beiden
schwimmen dann zurück mit dem Auftrag, mit unserer Kamera ein paar Bilder
von uns zu schießen. Mal sehen, ob das bei der Entfernung klappt.
Ab und zu ruft Friedel ‚verdammte
Hunde’ aus und meint aber damit die verdammten Fische, die ihn zwicken und
beißen.
Leider müssen wir auch irgendwann
zurück. Und wieder heißt es Abschied nehmen von einem schönen Teil
Australiens.
Am Ufer wollen wir mit Bettina
und Claudia noch ein wenig schwätzen. Aber die beiden sind fest am schlafen
und so stören wir sie nicht, sondern gehen zur anderen Seite der Liegewiese,
wo Heinz, Irene, Silke und Jürgen relaxen. Wir alle dösen so vor uns hin.
Die Anstrengungen der letzten Wochen machen sich wohl doch langsam
bemerkbar.
Auf dem Zeltplatz bereitet Heidi
schon das Abendessen vor. Blöd sind nur die vielen Fliegen, die sich auch
hier liebend gern in Nasenlöcher, Mund und in die Augenwinkel verkriechen.
Was mir in den letzten Tagen
auffällt, die Zeltplätze sind kaum noch belegt. Der Grund ist allerdings
einfach und plausibel. Zum einen ist (bzw. wird) es zu heiß, zum anderen
steht die Regenzeit unmittelbar bevor.
Um meinen Flüssigkeitshaushalt im
Gleichgewicht zu halten, trinke ich die letzten Tage so zwischen 6 bis 8
Liter Wasser-Saft-Gemisch. Ein paar Dosen Bier am Abend kommen auch noch
dazu.
Bettina und Michi haben heute
Morgen auch endlich ihr Känguru-Schild gefunden und fotografiert. Wir hatten
ja schon tagelang danach Ausschau gehalten.
Ein Ibis läuft im Moment zwischen
uns herum.

Ibis
In den letzten 5 bis 6 Tagen habe
ich viele Aborigines gesehen, aber die meisten, d.h. etwa 80 %, machten auf
mich keinen gepflegten Eindruck. Der Alkohol ist nach meinem Dafürhalten
sicherlich ein Riesenproblem. Familien mit kleinen Kindern, die morgens
schon Alkohol trinkend und rauchend an Roadhäusern oder Supermärkten
herumhängen, lassen eindeutige Rückschlüsse zu. Der Bevölkerungsanteil der
Aborigines liegt im Übrigen bei etwa 1,5 %. Bei etwa 22 Mio. Einwohnern?
Genau!
Abends sitzen wir noch lange
zusammen und schauen uns den Sternenhimmel an.
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